Netzwerkloops und wo sie zu finden sind

Während meiner Ausbildung habe ich (relativ direkt am Anfang) aus Unachtsamkeit einen Loop gesteckt. Passiert mal, wenn man eine neue Leitung patchen will und der Ausbilder meint, nach 3 Monaten Ausbildung könne man das auch alleine. Danach musste ich mir jedes Mal dumme Sprüche anhören, wenn ich patchen gegangen bin. Mich hat das genervt aber ich war relativ schlagfertig und habe den anderen einfach Sachen an den Kopf geworfen, die sie irgendwann Mal verbockt haben.
Es ist zum Beispiel nicht schlau, wenn man Ports neu tagged, den Uplink so zu taggen, dass man sich selbst aussperrt. Wenn der Switch auf dem man das macht, jetzt auch noch über einem Pausenraum hängt und man nur mit einer Hebebühne rankommt ist das natürlich umso nerviger. Mal ganz ehrlich, wer kommt auf die Idee einen Unterverteiler auf 4,5m Höhe über einen Pausenraum zu hängen, dessen Dach nur knappe 50kg hält?!

Aber zurück zur eigentlichen Story:
Ich stehe also vor dem Unterverteiler für das komplette Erdgeschoss der Verwaltung und will diesen Access Point online bringen. Ein Switch von der Größe eines Campingkühlschranks hängt mir gegenüber. Kann ja nicht so schwer sein. Patchpanel und Port notiert, Kabel mitgenommen; jetzt einfach vom Panel zum Switch. Ok da ist noch ein Port am Switch frei; Kabel gesteckt. Mist... Zettel mit dem notierten Panel vergessen. Ich gehe also zum Access Point und schaue auf die Dose. Zurück am Unterverteiler macht sich dann bemerkbar, dass man Morgens um 7:30 Uhr vor dem ersten Kaffee noch nicht ganz zurechnungsfähig ist...
Das von mir gesteckte Kabel hängt natürlich noch mit einem Ende in der Luft. Geistesgegenwärtig denke ich: "Du musst noch einen freien Port am Switch finden". Doofer Gedanke wie sich ca. 7 Sekunden später herausstellt. Der freie Port war schnell gefunden, aber ein Switch mit eingeschaltetem Loop Protect mag es halt nicht, wenn er beide Enden eines Kabels in sich wiederfindet.
Jetzt folgt einer der Albträume des Admins. Alle Lichter, die eben noch so fröhlich am blinken waren; AUS! Die einzige LED, die noch ein bisschen Licht spendet ist die Power-Leuchte. Der Patient lebt also noch, ist aber in einem tiefen Koma.

Scheiße, was jetzt... Erstmal zurück ins Büro, fachlichen Rat einholen. Da angekommen, springen mich schon die beiden Kollegen an: "Was ist passiert? Hier schallte grade ein 'CRITICAL ALARM' durch den Raum." Ich musste also beichten was passiert war. Wichtig zu wissen ist, dass im Erdgeschoss ziemlich hohe Tiere der Firma sitzen. Wenn also bis 8 Uhr der Switch nicht wieder online ist, könnte es ungemütlich werden. Zu meinem Glück waren die Kollegen nicht sauer sondern ziemlich hilfsbereit.
Wie man einen Loop wieder "rückgängig" macht, muss ich hier glaube ich nicht erklären. Jeder, der bis hier hin liest hat das wahrscheinlich schon Mal selbst erlebt. Nachdem das Kabel entfernt war und wir gemerkt haben, dass der Transceiver am Core-Switch durch war, lief alles wieder. Den Access Point konnte ich dann auch endlich online bringen. 
In diesem Fall hing also nur das Erdgeschoss daran und der Fehler war schnell behoben.

Unangenehmer war die Inbetriebnahme unseres Backup-Rechenzentrums.
Dieser Raum hat mich von Anfang bis Ende der Ausbildung begleitet. In meinem dritten Lehrjahr, war es dann endlich so weit, dass wir die Kabel vom Unterverteiler (im gleichen Raum) zum Backup-Schrank ziehen konnten. 12 Kupferkabel mussten über eine Trasse gelegt werden, klingt ja erstmal nicht schwer... 4 für Server Nr. 1; 4 für Server Nr. 2 und 4 für die QNAP. Außerdem waren im Backup Rack noch 2 SAN Switche. Ich ging also mit dem Azubi aus dem 2. Lehrjahr rüber. Gefühlte 53km Kabel im Arm und motiviert loszulegen.
Die erste Hürde hat uns beiden schon die komplette Motivation geraubt. Ein, in Schlaufen gelegtes, Kupferkabel ist ziemlich widerspenstig, wenn man es über eine gerade Trasse verlegen will. Aber sowas bekommt man trotzdem hin, dauert nur länger als geplant.
Als es dann zum Stecken kam, wurde ich schon wieder nervös. Der Unterverteiler in dem Raum ist für die Etage "zuständig", verteilt aber auch die Leitung, die vom Hauptverteiler (Core-Switch) kommt weiter an das Lager und Teile der Produktion.

Es kam wie es kommen musste... Ich habe nicht richtig nachgedacht und ein Kabel landete vom Unterverteiler in einem der SAN Switche, die noch nicht als solche konfiguriert waren. Loop Protect hat seinen Job gemacht und der komplette Unterverteiler war offline. Es hat ca. 20 Sekunden gedauert, bis mein Handy klingelte und mein Ausbilder sich mit "Sascha, was hast du gemacht?" meldete. 
Die Folge daraus war, dass wir zu dritt alle möglichen Uplinks neu stecken mussten. Nicht aber am Core oder am Verteiler, der offline war, sondern an den Switchen vor Ort.
Das Ende vom Lied: unser Lager und fast die komplette Produktion waren für 30 Minuten ohne Netzwerk. Es konnte nichts gebucht werden, LKWs konnten nicht beladen werden und die Produktion fuhr "blind", weil niemand die Parameter prüfen konnte.
Und jetzt soll mir nochmal einer sagen, IT sei kein wichtiger Teil eines Unternehmens!

Ich habe zum Glück meine Lehren daraus gezogen. Ich habe danach meistens das Weite gesucht, wenn es ums Patchen ging. Mittlerweile klappt es eigentlich ganz gut, allerdings vermeide ich immer noch, an einem Unterverteiler zu arbeiten, wenn ich nicht mindestens 2 Tassen Kaffee hatte.

Was lernen wir daraus? Ein Hoch auf Loop Protect und bringt euren Azubis bei, wie man ordentlich patcht. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!


Bis dahin!
Sascha

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