Warum mich meine Berufsbezeichnung nervt, ich den Job aber trotzdem liebe

Die Berufsbezeichnung "Fachinformatiker für Systemintegration" klingt schon so einfach nicht schön. die Abkürzung FiSi macht es allenfalls schlechter. Die beste Bezeichnung ist bisher "IT-Systemadministrator". Viel verständlicher macht es das aber auch nicht.
Viel schlimmer finde ich eigentlich, wie schwierig sie es macht, jemandem meinen Job zu erklären.

Meistens, wenn ich gefragt werde, was ich beruflich mache, sage ich sowas wie "Ich arbeite in der IT". Das funktioniert genau so lange, wie mein Gegenüber zumindest ein bisschen darüber weiß, was IT bedeutet und nicht mehr EDV dazu sagt. Diejenigen, die den Begriff EDV nutzen haben sowieso irgendwas verpasst... wir leben nicht mehr in den 90ern.

An der Stelle hört es aber nicht auf. Solange mein Gesprächspartner aus einem ähnlichen Umfeld kommt, fängt man direkt an mit Diskussionen, nicht unbedingt fachbezogen im Detail aber die Leute kramen ihr letztes bisschen Computerwissen aus und versuchen ein Gespräch zu führen. Das Gespräch macht beide Parteien glücklich und alles ist gut.

Steht man aber jetzt vor jemandem, der sein ganzes Leben lang noch nie eine Computer bzw. ein Smartphone genutzt hat, wird es schwierig. Wenn ich dann sage "Ich bin Fachinformatiker für Systemintegration" versteht derjenige nur noch Bahnhof und hat innerlich schon mit dem Gespräch über meinen Beruf abgeschlossen. Es dann zu schaffen, demjenigen klar zu machen, womit man sein Geld verdient, grenzt an ein Wunder. In den meisten Fällen versuche ich es dann so zu erklären: "Ich sorge dafür, dass andere Leute mit ihren Computern arbeiten können. Das geht von einer kaputten Tastatur über Internetprobleme bis 'Mein Arbeitsmittel ist bei der Fahrt aus dem Auto gefallen und geht jetzt nicht mehr an'". Letzteres ist tatsächlich ein Hotline-Anruf aus meiner Ausbildung gewesen...

Am schlimmsten sind aber die Mitmenschen, die denken sie wüssten, was meine Berufsbezeichnung bedeutet und dann sowas kommt wie "Ach also bist du Programmierer!" In diesen Momenten wünschte ich mir, es würde die Säuberungs-Nacht aus The Purge wirklich geben.
Ich bin vieles (vor allem für die Enduser): Kabelzieher, Arbeitsplatz-Aufbauer, IT-Fuzzi, Nerd, Computerfreak, Internetbetreiber, Alleswisser, Hexenmeister, Problemlöser und was einem sonst noch so einfällt (Kommentare erwünscht), aber ich bin ganz sicher KEIN PROGRAMMIERER!
Ich gehe doch auch nicht zu einem Tischler und nenne ihn Zimmermann, nur weil beides was mit Holz und Handwerk zu tun hat. 

Genug der Aufregung...
Zurück zum eigentlich Thema dieses Posts, nämlich warum genau die Berufsbezeichnung mich nervt.
Was bedeutet Systemintegration? Fragt man den besten Freund des Admins (Google) findet man folgende Antwort aus dem Berufenet der Agentur für Arbeit: 

Fachinformatiker/innen der Fachrichtung Systemintegration planen und konfigurieren IT-Systeme.

Bringt mich das jetzt weiter? Nicht so ganz. Es wäre genau so aussagekräftig zu behaupten die Aufgabe eines Tischlers wäre es Holz zu verarbeiten, um bei meinem Beispiel von oben zu bleiben.
Außerdem beschreibt es nur einen kleinen Teil unserer Tätigkeit als Admins.

Natürlich ist ein großer Teil unseres Berufes die Planung und Konfiguration der Systeme aber damit ist es nunmal nicht getan. Wir sind Ansprechpartner für alle möglichen IT Belange, sei es geschäftlich oder privat. Wir planen und konfigurieren nicht nur sondern sind auch für die Instandhaltung der Systeme zuständig, was permanentes Monitoring und Pflege (z.B. in Form von Updates) bedeutet. Wir werden angerufen, wenn Ingrid aus der Buchhaltung mal wieder vergessen hat, wie sie ihre Excel-Tabelle richtig formatiert. In gewisser Weise sind wir Anlaufstelle für alle möglichen Fragen, die den Leuten so einfallen.

Man darf das nicht falsch verstehen. Ich liebe meinen Job und helfe den Menschen wirklich gerne! Klar ist es nervig, wenn Hartmut aus der Personalabteilung zum 4. Mal in 3 Wochen sein Passwort vergessen hat und ich es für ihn zurücksetzen muss aber wenn man am Ende des Telefonates ein "Danke und schönen Tag noch" hört ist in der Regel alles wieder gut.
Richtig schlimm wird es nur, wenn man Anfragen von Menschen bekommt, die in ihrem Leben noch nie so etwas wie Nettigkeit gelernt haben. Da wird es auch für einen grundsätzlich netten und wohlwollenden Menschen wie mich schwierig ruhig zu bleiben und den Gesprächspartner nicht durchs Telefon zu ziehen. Um die Vor- und Nachteile der Helpdesk Arbeit geht es aber wann anders.

Abschließend lässt sich sagen, dass es schwierig ist unseren Beruf in 3-4 Worten zu beschreiben. 
Damit sind wir auch vermutlich nicht alleine. Schade finde ich nur, dass so viele Menschen noch nichts mit dem Begriff IT oder Informatik anfangen können. 
Wenn ihr solche Menschen kennt schickt ihnen doch gerne mal diesen Beitrag. Vielleicht macht es das ein bisschen besser.

Bis dahin!
Sascha










Kommentare

  1. Das mit der Berufsbezeichnung und anschließender Erklärung kenne ich nur zu gut ;)
    Seit 1998 bin/war ich Admin in einer relativ großen Firma in Münster. Keiner, wirklich keiner konnte damals etwas mit "Admin" anfangen und die genannten Vorurteile standen auch schon zu der Zeit im Raum.
    Viel Spaß im Job und lass dich nicht von den ganzen Freunden und Bekannten zu sehr bzgl. der privaten IT-Problematiken einspannen - hast genug mit familiären IT-Problemen zu tun :)

    - Stefan -

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